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„Einen solchen Zuwachs hat es längst nicht überall gegeben“

Interview mit Anna Kebschull und Siegfried Averhage
Foto: © Wirtschaft aktuell - Miriam Loeskow-Bücker

2022 war für den Landkreis Osnabrück ein Jahr der Jubiläen: Neben dem 50. Geburtstag des Landkreises und dem 25. Geburtstag der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Osnabrücker Land (WIGOS) blickt auch die Wirtschaft aktuell auf das erste Vierteljahrhundert im Osnabrücker Land zurück. Im Interview zur Jubiläumsausgabe ziehen Landrätin Anna Kebschull und WIGOS-Geschäftsführer Siegfried Averhage Bilanz und sie blicken gemeinsam zurück, aber auch nach vorn.

Frau Kebschull, Herr Averhage, woran denken Sie, wenn Sie an Wirtschaft aktuell denken?

Siegfried Averhage: Die Wirtschaft aktuell hilft uns dabei, verschiedene Dinge zu ermöglichen: Zum einen trägt sie dazu bei, dass Unternehmen sich kennenlernen. Das ist in einem Landkreis unserer Größe, in dem längst nicht jeder jeden kennt, sehr wichtig. Zum anderen hilft sie dabei, Entwicklungen zu zeigen. Also: Welche Innovationen gibt es in den Unternehmen? Wo tun sich vielleicht auch Probleme auf? und und und. Diese Informationen sind sehr hilfreich. Von daher sind wir immer sehr froh, wenn wir die jeweils neue Ausgabe in der Hand haben.

Anna Kebschull: Die Wirtschaft aktuell ist aus der Region für die Region ein sehr informatives Magazin. Gut recherchiert, sehr informativ, gut zu lesen, objektiv – und somit für die Unternehmen, aber auch für uns selbst eine gute Möglichkeit, sich zu informieren.


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Leider wird das Jubiläumsjahr den meisten von uns nicht positiv in Erinnerung bleiben. Es ist das Jahr des Ukraine-Kriegs mit der vielbeschriebenen „Zeitenwende“ und die Energiekrise ist in aller Munde. Wie geht es dem Landkreis Osnabrück in dieser Situation?

Kebschull: Aktuell würde ich die wirtschaftliche Situation nach wie vor als stabil bezeichnen. Wir haben eine große Bandbreite an Unternehmen, die sehr gut aufgestellt sind. Das ist zwar nur eine Momentaufnahme, sie stimmt mich aber durchaus optimistisch. Mit entsprechender Unterstützung durch die Politik – Stichwort Gaspreisbremse – und vor allen Dingen mit der gemeinsamen Kraftanstrengung bei den Energieeinsparungen sind wir verhältnismäßig gut gerüstet. Sichere Prognosen kann man aber zum jetzigen Zeitpunkt nicht abgeben.

Averhage: Unsere Unternehmerinnen und Unternehmer sind es gewohnt, kreativ mit Herausforderungen und Veränderungen umzugehen. Natürlich haben die Unternehmen auch Sorgen, dennoch verfallen sie nicht in eine Schockstarre, sondern sie krempeln die Ärmel hoch und versuchen, das Beste daraus zu machen. Klar ist aber: Zu lange darf diese Situation auch nicht anhalten, sonst wäre irgendwann selbst die dickste Eigenkapitaldecke aufgebraucht.

Welche Möglichkeiten haben der Landkreis und die WIGOS, den Unternehmen in dieser Situation zu helfen?

Averhage: Der Unternehmensservice der WIGOS begleitet die Unternehmen im Landkreis schon seit mehreren Jahren im Rahmen sogenannter „Transformationsberatungen“ bei Themen, die auch jetzt wieder von großer Bedeutung sind. Ich denke da zum Beispiel an die Energie- und Materialeffizienz, den Umstieg auf alternative Energien, die nachhaltige Mobilität und andere Themen in dem Kontext. Das Angebot hat sich bewährt und es ist bei den Unternehmen gut bekannt. Wir fangen in der aktuellen Krise also nicht bei null an. 2021 haben wir in diesem Bereich niedersachsenweit sogar die meisten Beratungen durchgeführt und in diesem Jahr werden wir das Ergebnis sogar noch einmal toppen, weil die Nachfrage enorm ist. Klar ist aber auch: Die Zahl als solche ist es nicht. Entscheidend ist: Was passiert in der Folge? Und da stellen wir immer wieder fest, dass sich aus fast jeder Beratung konkrete Verbesserungsansätze ergeben, die die Unternehmen dann auch aufgreifen. Auch Ansätze, die vor einigen Jahren noch nicht so gut funktioniert haben, werden heute übrigens aktuell.

Zum Beispiel?

Averhage: Wir haben schon vor fünf Jahren versucht, im Landkreis eine Art Abwärmenetzwerk aufzubauen. Ziel war es, vorhandene Abwärme in Unternehmen an anderen Stellen nutzbar zu machen. Das ist damals nicht so gut gelaufen, wie wir es uns gewünscht hätten, weil der Aufwand, der dafür betrieben werden muss, nicht unerheblich ist. In der aktuellen Situation bewerten die Unternehmen das allerdings anders.

Kebschull: Wir nehmen diesen Faden daher nun wieder auf, auch wenn das – wie von Herrn Averhage angedeutet – nicht ganz so einfach ist. Auf Unternehmen, die ihre Abwärme für andere Unternehmen nutzbar machen wollen, kommt ein erheblicher Abstimmungsbedarf zu. Man muss beispielsweise Rücksicht auf die Produktions-, Urlaubsund Servicezeiten anderer Unternehmen oder auf die Bedarfe privater Wärmeabnehmer nehmen. Es müssen Unternehmen mit anderen Unternehmen, Stadtwerken und privaten Nutzern zusammenarbeiten und auch neue Vertragswerke müssen geschaffen werden. Es bedarf neuer, technischer Lösungen und und und. Das ist hochkomplex und wir betreten damit unbekanntes Terrain. Das ist für die Unternehmen maximal herausfordernd und es braucht Zeit. Wir als Landkreis können das unterstützen, indem wir politische Rahmenbedingungen schaffen, potenzielle Partner an einen Tisch bringen und die erforderlichen Schnittstellen so einfach wie möglich gestalten.

Mit dieser für uns alle noch sehr neuen Krise sind andere Herausforderungen natürlich nicht verschwunden. Ich denke da zum Beispiel an den Fach- und Arbeitskräftemangel, der für viele Unternehmen heute ein echtes Problem ist. Wie ist die Fachkräftesituation aktuell im Osnabrücker Land?

Kebschull: Wir haben eine sehr geringe Arbeitslosenquote, sodass der Druck bei uns besonders groß ist.

Averhage: Im Oktober 2021 hatten wir – mitten in der Krise – im Landkreis über 4.400 gemeldete freie Stellen – so viele wie nie zuvor! Und das bemerkenswerte ist: Die Arbeitslosenzahlen steigen in der Krise nicht wirklich, weil die Firmen keine Leute freisetzen. Es ist also eine Krise ohne Arbeitslose. Die Unternehmen haben einfach Sorge, dass sie nach der Krise keine geeigneten Mitarbeiter mehr bekommen.

Welche Lösungen sehen Sie für diese Herausforderung?

Averhage: Dem Fachkräftemangel kann man letztlich auf drei Ebenen begegnen. Erstens, wir schöpfen die Potenziale aus, die wir noch haben. Daran arbeiten unsere Jobcenter und die Bundesagentur für Arbeit kontinuierlich. Zweitens gibt es den Ansatz, die vielen Teilzeitstunden, die es zurzeit im Arbeitsmarkt gibt, zu erhöhen. Kritiker befürchten allerdings, dass das nicht funktionieren kann, weil es sich aufgrund der steuerlichen Gegebenheiten für die betroffenen Personen nicht wirklich lohnt, Stunden aufzustocken. Wenn man dann auch noch bedenkt, dass der eigentliche Knall mit dem Renteneintritt der Baby-Bommer erst noch in der Zeit zwischen 2030 und 2035 kommen wird, dann steht zu befürchten, dass wir mit diesen Ressourcen nicht weit kommen. Daher komme ich zur dritten Ebene: der Zuwanderung. Ohne Zuwanderung aus dem Ausland wird es nicht funktionieren.

Kebschull: Gerade im Bereich Pflege haben wir aktuell einen so akuten Mangel, dass wir in ein Desaster laufen würden, wenn wir uns nicht schnell um diese Thematik kümmern.

Was kann die WIGOS tun, um den Unternehmen mit Blick auf den Fachkräftemangel unter die Arme zu greifen?

Averhage: Wir machen in dem Zusammenhang mehrere Angebote. Eine Zielsetzung ist es dabei, Arbeits- und Fachkräfte für unseren Wirtschaftsstandort zu interessieren. Wir hoffen, dass wir unser Fachkräftebüro, das dafür zuständig ist, im kommenden Jahr personell auch noch etwas stärker aufstellen können. Denn wir wollen uns noch intensiver mit der notwendigen Zuwanderung befassen und das ist ein extrem komplexer Prozess. Dafür benötigen wir mehr Women- und Menpower. Die Vorbereitungen dazu laufen. Gleichzeitig lassen wir andere Potenziale nicht aus den Augen. Ich denke da zu Beispiel an unseren MINT-Bereich (Anm. d. Red.: MINT steht für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik), mit dem wir junge Menschen an diese, für unsere Unternehmen so wichtigen Themenbereiche heranführen wollen.

Kebschull: Auch im MINT-Bereich ist der Fachkräftemangel ein riesen Thema. Umso wichtiger ist es, dass wir unsere Jugendlichen an die dazugehörigen Berufe heranführen. Daher bin ich auch sehr froh, dass wir mit unserer Maßarbeit und den vielen Aktivitäten, die wir für den Übergang Schule-Beruf organisieren, sehr gut aufgestellt sind.

Wie stellen sich die Unternehmen im Landkreis selbst auf die Herausforderung des Fachkräftemangels ein?

Kebschull: Die Zeiten, in denen die Arbeitgeber frei auswählen konnten, sind vorbei. Darauf haben sich die Unternehmen eingestellt. Sie überlegen sich sehr genau, wie sie ihre Arbeitgebermarken attraktiv gestalten können. Viele gehen bewusst mehr und mehr in Richtung Nachhaltigkeit, um attraktiv zu sein – zum Beispiel bei der Gestaltung des Arbeitsumfeldes. Auch ein Höchstmaß an Flexibilität für die Mitarbeitenden – zum Beispiel mit Blick auf die Arbeitszeitmodelle – ist heute fast schon Standard. Die Vereinbarung von Beruf und Familie ist ein riesen Thema. Selbst sehr kleine Unternehmen haben diese Dinge längst im Fokus.

Averhage: Im Großen und Ganzen bin ich daher auch nicht pessimistisch. Wenn wir die angesprochenen grundsätzlichen Themen angehen, werden wir den Arbeitsund Fachkräftemangel auch wieder einigermaßen in den Griff bekommen.

Die Jubiläen in diesem Jahr haben wir eingangs angesprochen: So etwas ist immer ein guter Anlass, zurückzuschauen. Wie hat sich der Landkreis in den zurückliegenden 50 Jahren entwickelt?

Kebschull: Sehr positiv! Wir sind zwar ein etwas zusammengepuzzeltes Konglomerat aus Altkreisen und der Zusammenschluss war damals – rückwirkend betrachtet – keine Liebeshochzeit. Für die Gesamtentwicklung war dieser Schritt jedoch genau richtig. Der Landkreis Osnabrück ist heute ein starker Landkreis, die wirtschaftliche Entwicklung – wir haben schon darüber gesprochen – ist sehr positiv. Es gibt in unserem Wirtschaftsraum viele Hidden Champions, viele aufstrebende Unternehmen, eine lebendige Start-up-Kultur und vor allen Dingen eine breite Basis mit sehr gesunden Unternehmen aus ganz unterschiedlichen Branchen. Einen nicht zu unterschätzenden positiven Einfluss haben dabei die Hochschule und die Universität Osnabrück, die sich ebenfalls sehr positiv entwickelt haben. Gleiches gilt für unsere Kommunen. Trotz demografischem Wandel verzeichnen wir in vielen Kommunen sogar noch Bevölkerungszuwächse. In der Summe fällt die Bilanz für den Landkreis Osnabrück in den vergangenen 50 Jahren daher sehr gut aus.

Averhage: Das lässt sich auch an konkreten Zahlen belegen. Vor 25 Jahren hatten wir im Landkreis rund 91.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte. Heute liegen wir bei über 132.000! Das ist in Plus von über 40.000. Einen solchen Zuwachs hat es längst nicht überall gegeben.

25 Jahre nach der Gründung des Landkreises haben die Verantwortlichen dann die WIGOS aus der Taufe gehoben. Was war der Hintergrund?

Averhage: In der Zeit vor der WIGOS war die Wirtschaftsförderung in einem Amt beim Landkreis untergebracht. Mit der Ausgliederung in ein eigenständiges Unternehmen wollte man die Dinge flexibler gestalten. Die Wirtschaftsförderung konnte so schneller auf die Anforderungen aus der Wirtschaft reagieren. Zudem hat man sich durch die GmbH-Struktur auf Augenhöhe mit den Unternehmerinnen und Unternehmer begeben, für die eine GmbH natürlich ein besser greifbares Konstrukt ist als die vielzitierte „Amtsstube“.

Was sind die größten Unterschiede zwischen der WIGOS aus dem Jahr 1997 und der aus dem Jahr 2022?

Averhage: Auch wenn ich in den Anfangsjahren noch nicht dabei war, kann ich sagen, dass die Arbeit vor 25 Jahren eine ganz andere war. Die Angebote und Schwerpunkte sind heute deutlich differenzierter, weil die Themen viel komplexer geworden sind. Nehmen Sie allein die Digitalisierung: Die gab es vor 25 Jahren noch nicht. Letztlich hat sich die WIGOS wie die Wirtschaft in der Region ständig weiterentwickelt.

Wie fällt Ihr Fazit nach 25 Jahren WIGOS aus?

Kebschull: Die WIGOS hat einen sehr guten Ruf. Das wurde mir schon vor meiner Zeit als Landrätin immer wieder zugetragen. Sie ist überaus aktiv, sehr präsent und in den Köpfen als Ansprechpartner verankert, der unterstützend, nahbar und kundenorientiert unterwegs ist.

Was waren die wichtigsten Meilensteine?

Averhage: Da gibt es aus meiner Sicht einige, von denen ich hier nur die größten herausgreifen möchte: Zu nennen sind hier sicher die Eröffnung des DIL (Anm. d. Red.: Deutsches Institut für Lebensmitteltechnik), die Gründung des Niedersachsenparks oder die Entwicklung des Agrotech-Valleys. Ein besonders großer Schritt war für uns intern aber auch die Gründung des Geschäftsbereichs Wirtschaft und Arbeit im Jahr 2012. Dort laufen heute verschiedene Dinge in den Bereichen Wirtschaft, Arbeitsmarkt und Gewerbeflächenmanagement zusammen. Das war ein wichtiger Schritt, der uns an vielen Stellen hilft.

Nach dem Blick zurück, wollen wir nun auch noch einen Blick nach vorn werfen: Was sind aus Ihrer Sicht die wichtigsten Zukunftsthemen?

Kebschull: Zentral ist auch für uns die Klimawende. Wir als Landkreis arbeiten mit Hochdruck daran, klimaneutral zu werden. Umso schöner ist es, dass wir dabei einen der großen Emittenten, die Georgsmarienhütte, an unserer Seite haben. Ohne diese Unterstützung wäre für uns der Weg in Richtung Klimaneutralität noch viel, viel weiter. Welche Herausforderungen der Klimawandel bringt, sehen wir zurzeit tagtäglich. Nehmen Sie allein die Wasserfrage. An der lässt sich sehr schön zeigen, wie tiefgreifend die Transformation, die vor uns liegt, sein muss.

Inwiefern?

Kebschull: Früher ging es nur darum, überschüssiges Wasser abzuleiten. Das hat sich in den vergangenen Jahren für jeden spürbar dramatisch verändert. Heute ist es eine enorme Herausforderung, überhaupt noch Wasser in der erforderlichen Qualität und Quantität vorzuhalten. Hinzukommen Starkregenereignisse und Bodenerosionen, mit denen wir alle zu kämpfen haben. Aus dieser neuen Lage ergibt sich eine Riesen-Aufgabe, weil man altbekannte Denkmuster und Verfahren infrage stellen muss. Gerade mit Blick auf die Landwirtschaft sehe ich unseren ländlichen Raum vor diesem Hintergrund als echten Transformationsraum. Wir als Landkreis sind daher im Verbund mit der WIGOS und anderen Playern gefordert, neue Ansätze für diese Mammutaufgabe zu finden. Ein anderes wichtiges Zukunftsthema ist die Flächenentwicklung. Fläche ist der Bodenschatz der Zukunft und wir müssen nun gemeinsam entscheiden, wie wir damit verantwortungsvoll umgehen wollen.

Averhage: Dabei hilft uns, dass wir bereits vor einigen Jahren mit der Schwestergesellschaft der WIGOS, der oleg (Anm. d. Red.: Osnabrücker Land-Entwicklungsgesellschaft), in Zusammenarbeit mit allen Landkreiskommunen ein Brachflächenmanagement eingeführt haben. So wissen wir heute sehr genau, wo es im Landkreis zum Beispiel freie Gewerbeflächen, freie Gewerbeimmobilien oder ungenutzte Hallen gibt. Und das Ergebnis nach der ersten Auswertung war erschreckend.

Warum?

Averhage: Es gab im Landkreis mehr als 400 Hektar freie Gewerbeflächen und zwar in der Regel keine großen Flächen, sondern kleinere Parzellen, die es nun sehr zielgenau zu vermarkten gilt. Dank der Transparenz, die durch das Brachflächenmanagement entstanden ist, sind wir nun jedoch in der Lage, Unternehmen, die sehr konkrete Anforderungen haben, passende Angebote zu machen.

Welche Herausforderungen sehen Sie über diese Punkte hinaus?

Kebschull: Auch die Themen „Digitalisierung“ und „Mobilität“ haben bei uns eine hohe Priorität. Dabei ist uns wichtig, dass wir nicht nur auf die Herausforderungen, sondern insbesondere auf die Chancen schauen, die sich daraus ergeben. Nehmen Sie den Fachkräftemangel, über den wir gerade schon gesprochen haben. Hier bietet die Digitalisierung den Unternehmen viele Ansatzpunkte, die, wenn man sie zielführend weiterentwickelt, den Fachkräftemangel zumindest abschwächen können. Bei der Mobilität ist es genauso. Auch hier hängt vieles zusammen. Wir müssen Mobilität künftig CO2- neutral gestalten. Ziel muss es sein, Mobilität noch stärker zu bündeln, um künftig gleiche Lebensverhältnisse schaffen zu können. Damit schaffen wir bessere Rahmenbedingungen an sich, aber auch ein spannendes Aufgabenfeld für die bereits angesprochenen Start-ups und die vielen innovativen Unternehmen am Standort.

Averhage: Wenn es um Herausforderungen geht, dürfen wir ein Thema nicht vergessen.

Welches?

Averhage: Die Unternehmensnachfolge. Früher war es in Familienunternehmen fast schon gesetzt, dass eines der Kinder das Unternehmen weiterführt. Das ist heute längst nicht mehr immer der Fall. Auch mit dieser Herausforderung müssen wir umgehen.

Wie machen Sie das?

Averhage: Indem wir die Unternehmen, wenn es gewünscht ist, eng und zum Teil auch unter Einbeziehung externer Berater begleiten. Auch hier kommt uns übrigens das Brachflächenmanagement der oleg zugute. Denn im Zuge der Datenerhebungen haben wir uns auch mit der Altersstruktur an den Unternehmensspitzen im Landkreis beschäftigt. Ähnlich wie bei den freien Flächen war auch das Ergebnis ein wenig erschreckend, weil es gezeigt hat, dass mehrere Tausend Unternehmerinnen und Unternehmer schon weit in den 50ern oder älter sind. Da man den Nachfolgeprozess mit Mitte 50 so langsam, aber sicher anstoßen sollte, haben wir uns auf den Weg gemacht, zu schauen, wie weit die betreffenden Unternehmen in diesem Zusammenhang schon sind. Und das war nicht ganz so einfach. Sie können ja nicht einfach in ein Unternehmen gehen und die Verantwortlichen aus dem Nichts auf ein so sensibles Thema ansprechen. Dafür braucht man schon ein gutes Verhältnis zu seinem Gegenüber. Dennoch bekommen wir auch das gut hin, weil wir – und damit meine ich unser gesamtes Team – eine Sache ganz besonders verinnerlicht haben: Wir hören zu! Wir gehen nicht in die Unternehmen, um denen zu erklären, wie die Welt funktioniert. Nein, wir hören zu und das, was wir da aufnehmen, bildet unter anderem die Basis für unsere Wirtschaftsförderung. So haben wir in den vergangenen Jahren viel Vertrauen aufgebaut, sodass wir auch so kritische Dinge wie die Nachfolge mit der gebotenen Sensibilität und entsprechenden Unterstützungsangeboten ansprechen können.

Wenn Sie anlässlich der Jubiläen in diesem Jahr einen Wunsch frei hätten, was würden Sie sich wünschen?

Kebschull: Ich wünsche mir ein Ende des menschenverachtenden Kriegs und der Zerstörungswut, die in der Ukraine, aber auch anderswo, immer noch grassieren. Ich wünsche mir eine Abkehr von den Allmachtsfantasien einzelner Personen, die es leider immer noch viel zu oft in unserer Welt gibt. Ich würde mir wünschen, dass die Menschheit ein bisschen demütiger auf das schaut, was man ihr zur Verfügung gestellt hat.

Averhage: Das kann ich nur unterschreiben. Ich selbst würde mir zudem wünschen, dass das Unternehmertum in unserer Region so bleibt, wie es ist. Ich bin ein echter Fan unserer Unternehmerinnen und Unternehmer mit ihrer enormen Innovationskraft und mit dem Willen, Dinge anzupacken. Wenn sich dieses Unternehmer-Gen so fortpflanzt, habe ich keine Sorge, dass wir uns auch weiterhin gut entwickeln werden.

Kebschull: Auch wenn ich meinen Wunsch eigentlich schon hatte, würde ich hier gern ein weiteres Mal ansetzen. Und zwar wünsche ich mir, dass Politik erkennt, dass es einfach bestimmter Rahmenbedingungen bedarf, um unternehmerisch tätig zu sein. Man darf den Unternehmerinnen, Unternehmern und all jenen, die es noch werden wollen, nicht den Spaß an der Sache nehmen, indem man ihnen tonnenschwere Steine in den Weg legt.

Das Interview führte Michael Terhörst, Quelle: Wirtschaft aktuell

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