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Tagung auf Gut Arenshorst: Kommt der Wasserstoff jetzt auf das Feld?

Metropolregion Nordwest, WIGOS und Partner luden zum Netzwerktreffen auf Gut Arenshorst
Foto: © malp - Adobe Stock

Kommt der Wasserstoff jetzt auf das Feld? Mit dieser Frage haben die Metropolregion Nordwest, der Verein Agrotech Valley Forum, die WIGOS und die Hochschule Osnabrück nach Gut Arenshorst in Bohmte eingeladen.

Die Veranstaltung bildet das Update zu einem ersten Netzwerktreffen im letzten Jahr unter der Überschrift „Wasserstoff in der Landtechnik“. Bei herrlichem Sommerwetter trafen sich am Vormittag ausgesuchte Vertreter der regionalen Wirtschaft und Wissenschaft, darunter Mitarbeiter von Landmaschinenherstellern, Lohnunternehmen, Logistikern, Anlagenbauern, Windparkbetreibern und Forschungseinrichtungen. Das Programm umfasste zwei Blocks mit je zwei Vorträgen von Experten aus den Bereichen der Erzeugung und Logistik bis hin zur Nutzung von Wasserstofftechnologien in der Praxis. Ebenso war reichlich Zeit für Diskussion und Austausch unter den Teilnehmern eingeplant.


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Im Anschluss an eine kurze Begrüßung durch Robert Everwand, Geschäftsführer des Vereins Agrotech Valley Forum und Dr. Lucas Hüer von der Hochschule Osnabrück gab Nele Uhlenwinkel, Mitarbeiterin der Firma EnergieSynergie aus Bremerhaven, den Auftakt zum Vortragsprogramm. Sie berichtete über die Arbeit an einem webbasierten Beratungstool für kleine und dezentrale Akteure, das einen einfacheren Einsatz von Wasserstoff ermöglichen soll. So soll das Tool günstige und naturverträgliche Standorte für die Wasserstoffproduktion auf Basis von erneuerbaren Energien identifizieren; insbesondere in Regionen mit hoher Bioenergiedichte. Darauf aufbauend sollen Geschäftsmodelle unter anderem für die Landwirtschaft entwickelt werden. Mithilfe des Tools könne man beispielsweise die voraussichtliche Auslastung eines Elektrolyseurs ermitteln, oder den möglichen Autarkiegrad. Die Referentin schilderte in ihrem Vortrag ein mögliches, konkretes Anwendungsbeispiel. Eine Grafik zeigte das Jahreslastprofil eines Schweinemastbetriebs und die Solarertragskurve einer Photovoltaikanlage mit 30 Kilowatt peak (kWp). In den Frühlings-und Sommermonaten steht mehr elektrische Energie zur Verfügung, als benötigt wird. Diese Energie kann genutzt werden, um Wasserstoff mittels Elektrolyse herzustellen und zu speichern. In den Herbst- und Wintermonaten kann der Wasserstoff rückverstromt werden, um das Defizit an elektrischer Energie wieder auszugleichen. Außerdem kann die bei der Elektrolyse und der Rückverstromung gewonnene Abwärme genutzt werden.

Als zweiter Referent legte Markus Witzki, Leiter des Regionalzentrums Osnabrück der Westnetz, den Fokus auf die Gas-Verteilnetze. Deutschland verfüge über eine sehr leistungsfähige Gasinfrastruktur. Das Leitungsnetz sei insgesamt fast 500.000 Kilometer lang. Es diene zum Transport und zur Speicherung von Gas. Der notwendige Ausbau des Leitungsnetzes für Wasserstoff könne teilweise durch Umwidmung oder Ertüchtigung vorhandener Erdgasinfrastruktur beschleunigt werden, so Witzki. Die Pläne der Bundesregierung sähen vor, dass das deutschlandweite Wasserstoff-Netz bis 2030 auf 5100 Kilometer wachse, bis 2050 sollten es dann 13300 Kilometer sein. Aus dem Publikum kam hier die Frage, ob es realistisch sei, dass der Wasserstoff in der Fläche ankommen werde. Witzki: „Die Wirtschaftlichkeit, muss gesichert sein, deshalb wird es zunächst einen Fokus auf Industriecluster geben.“

In der anschließenden Pause boten die Veranstalter Arbeitsgruppen zu verschiedenen Schwerpunktthemen an. Hier wurde deutlich, dass die Teilnehmer reichlich Expertise zum Thema mitgebracht hatten. Bei aller Begeisterung für die Zukunftsvision einer Wasserstoffwirtschaft waren die skeptischen Stimmen der Praktiker aber nicht zu überhören. Es werde wohl noch länger dauern, bis moderne Landmaschinen mit Wasserstoffantrieb unsere Felder bestellen, meinte der Vertreter eines großen Landtechnikherstellers, der gleich drei Mitarbeiter für die Veranstaltung abgestellt hatte. Die Botschaft ist klar: die Bedeutung des Themas wird einhellig bekräftigt. Zur Umsetzung in der Praxis, insbesondere bis hin zu leistungsstarken Erntemaschinen, ist es aber noch ein langer Weg.

Im Anschluss wurde Andreas Hothan vom Münsteraner Agrarhändler Agravis über das Internet als Referent zugeschaltet. Sein Unternehmen arbeitet derzeit an einem Positionspapier zum Thema Wasserstoff. Man wolle sich dazu positionieren und sich strukturiert und bereichsübergreifend mit den Möglichkeiten der Wasserstoffwirtschaft befassen, so Hothan. Das Unternehmen sucht dabei nach Bereichen, in denen man selbst an der Entwicklung des Marktes teilhaben kann. Der Referent nannte beispielsweise die Bereitstellung von Tankinfrastruktur für Wasserstoff auf geplanten Raiffeisen-Autohöfen der Agravis. Die umfangreiche Palette möglicher Optionen die Agravis im Rahmen seines Positionspapier identifiziert hat, zeigt deutlich, welche Relevanz dem Thema zugeschrieben wird. Ebenso deutlich wird aber auch dies: Bis jetzt handelt es sich durchgängig um Ideen, Szenarien und Konzepte.

Einen kleinen Schritt weiter ist möglicherweise das holländische Unternehmen EoxTractors. Sein Vertreter Thomas Hieltjes trug in englischer Sprache zum Thema „Zero Emission Traktor“ vor. Das niederländische Familienunternehmen entwickelt einen elektrischen Traktor wahlweise mit Batterie, Brennstoffzelle oder als Hybrid. Aktuell handelt es sich mit dem EOX175 um die zweite Generation mit variabler Spurbreite, einem vollelektrischen Antriebsstrang, 120kW Dauerleistung und der Möglichkeit des ganztägigen elektrischen Betriebs. Bis 2024 will man die Leistung des Nachfolgemodells EOX400 auf 400 kW steigern. Mithilfe zahlreicher Grafiken verdeutlichte Hieltjes die Entwicklungsschritte der letzten Jahre. Der elektrische Betrieb einer solchen Maschine erscheint realistisch, dennoch ist man noch weit von der Transformation des Konzepts in die reale Anwendung entfernt. Das liegt unter anderem an der ungeklärten Verfügbarkeit von grünem Wasserstoff; einerseits hinsichtlich der reinen Menge, andererseits hinsichtlich der Verteilung in die Fläche.

Zum Abschluss der Veranstaltung gegen Mittag blieb noch Zeit für weiteren, informellen Austausch. Und wie geht es weiter? Nur einen Tag nach dem Treffen auf Gut Arenshorst legte Dr. Lucas Hüer seinen Abschlussbericht zum Projekt “H2@AgTech“ des Vereins Agrotech Valley Forum vor. Der Landkreis Osnabrück hatte dafür 2021 im Verbund mit dem Agrotech Valley Forum und der Hochschule Osnabrück eine Förderung von rund 40.000 Euro aus dem Förderfonds der Metropolregion Nordwest eingeworben. Das Thema: Wasserstoff in der Landwirtschaft und Landtechnik. Ergebnis ist unter anderem eine Handlungsstrategie zum Thema Wasserstoff in der Landwirtschaft und Landtechnik für die Metropolregion Nordwest. Sie soll als Basis für Förderanträge an die EU, den Bund und das Land zur Umsetzung von Einzelprojekten dienen. Ganz offensichtlich haben die relevanten Akteure in der Region verstanden, dass sich ein großes Rad nur mit vereinten Kräften und viel Geduld bewegen lässt.


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